DER WAHNSINN UND SEINE GEFÄHRTEN von Larissa Sarand erscheint am 1. Oktober 2018

»Der Wahnsinn, so wie ich ihn kennengelernt habe, hat im wahrsten Sinne des Wortes Methode, und zu dieser gehört, dass er sich so lang wie möglich darum bemüht, im Verborgenen zu agieren.« Larissa Sarand

Larissa Sarands Mutter ist ebenso plötzlich wie schwer psychisch erkrankt. Woran genau sie litt, konnte nie geklärt werden. Ärztliche Befunde blieben ergebnislos. So sahen sich Larissa und ihr Vater hilflos den Wahnvorstellungen und Wahrnehmungsstörungen ihrer immer aggressiver werdenden Mutter und Ehefrau ausgeliefert, die bald ihren ersten Suizidversuch unternimmt.

Kurz danach wird bei Larissa Sarands Vater ein unheilbares Krebsleiden diagnostiziert. Fortan spielt der Tod die zentrale Rolle im Leben aller Beteiligten: Die Mutter will sterben, der Vater muss sterben, und Larissa Sarand versucht verzweifelt, beides zu verhindern.

»Fast einen Monat dauerte es bis zu seiner Entlassung und ich saß täglich im Krankenhaus und blickte abwechselnd zu meinem graugesichtigen Vater, der die ganze Zeit hinweg seine Brechschüssel im Arm hielt wie ein Kind seinen Teddybären und zu meiner ausgezehrten Mutter, die dunkle Augenringe hatte und unaufhörlich mit ihrer Aufbiss-Schiene klapperte. Ich hatte eine erstaunliche Distanz zu dem ganzen Geschehen entwickelt und fühlte mich bei meinen Besuchen manchmal wie ein Zuschauer bei einem Theaterstück. Die Realität war zu hart, als dass ich sie als solche hätte begreifen können. Ich hockte auf meinem Stuhl und folgte den täglichen Aufführungen mit der gleichen großen – oder eben kleinen – Leidenschaft, die ich auch einer Drama-Serie im Fernsehen entgegenbringen würde. Was passierte, ergriff mich, aber es betraf mich nicht unmittelbar. Es konnte einfach nicht wahr sein.« Larissa Sarand

Irgendwann wird Wahnsinn für die Familie zur Normalität. Mutter, Vater und Tochter unterhalten sich am Esstisch mit der gleichen Selbstverständlichkeit über Selbstmord und Sargholz, wie ­andere Leute über das Wetter plaudern. Die ­Katastrophe ist unabwendbar. Die todessehnsüchtige Mutter neidet ihrem Mann seine aussichtslose Krebserkrankung – und auch dieser wäre gegenüber einem »Krankheitstausch« mit seiner organisch gesunden Frau nicht abgeneigt.

Quelle/Foto: Klappenbroschur