GoGo Penguin „A Humdrum Star“ erscheint am 09.02.2018

Im Sound von GoGo Penguin kollidierten auf lebhafte Weise schon immer verschiedene Welten. Das in Manchester ansässige Trio beschwört stimmungsvolle Musik herauf, die auf der gemeinsamen Liebe der Musiker zur Elektronik, ihrer Ausbildung an klassischen Konservatorien, dem Spielen in Jazz-Ensembles und Indie-Bands sowie der Verschmelzung von akustischen und elektronischen Techniken basiert. In den letzten Jahren haben die drei Briten weltweit begeisterte Reaktionen geerntet (im März hob die New York Times GoGo Penguin als eine der zwölf besten Bands beim Festival SXSW 2017 hervor) und bewiesen, dass sie es verstehen, Besucher von schlammigen Festivals genauso zu begeistern wie Jazzfans. GoGo Penguins neuestes Album, „A Humdrum Star”, knüpft an die rasante Dynamik seiner gefeierten Vorgänger an, katapultiert die Band zugleich aber auch in neue Gefilde.

„Ich denke, bei der Einspielung dieses Albums fühlten wir uns noch befreiter – und ich glaube auch, dass jeder von uns mehr von sich selbst eingebracht hat”, sagt Bassist Nick Blacka. „Als wir ‘V2.0’ machten, wollten wir einfach nur so viel wie möglich zusammenbringen und alle Bereiche abdecken. ‘Man Made Object’ hatte definitiv mehr unmittelbaren Druck. Nachdem wir diese Erfahrungen hinter uns gebracht hatten, war das Schwierigste an diesem Album, dass wir so viel tourten. Aber wenn wir dann Zeit zum Aufnehmen fanden, fehlte es nie an Inspiration. Das ist das Tolle an dieser Band: einer kommt mit einer Idee an und löst einen Schneeballeffekt aus, der uns dann in einen anderen, unerwarteten Raum transportiert.”

Das neue Material verrät eine Vielzahl von Einflüssen. Die Aufnahmen offenbaren zudem das symbiotische Verständnis, das heute zwischen Bassist Nick Blacka, Pianist Chris Illingworth, Schlagzeuger Rob Turner, dem Produzenten und Toningenieur Joe Reiser (der oft als „viertes Mitglied” der Band bezeichnet wird und sie auch auf Tourneen begleitet) sowie Koproduzent Brendan Williams herrscht. Wie bei den vorangegangenen Alben wurden die Stücke entweder gemeinsam aus den „Skizzen” entwickelt, die Rob mit Software-Programmen wie Logic und Ableton entworfen hatte, oder aber an Bass oder Klavier komponiert. Diese elektroakustische Spannung pulsiert auf dem neuen Album von der ersten bis zur letzten Nummer.

„Wir begannen mit dieser Idee von ‘Innerem und Äußerem’ und widersetzten uns Dingen, die im Wesentlichen dasselbe sind”, erläutert Rob. „Viele Texturen und Sounds sind davon geprägt, dass sie auf elektronischen Geräten entworfen wurden. Aber Brendan wollte alles trotzdem so organisch wie möglich klingen lassen.” Um die elektronischen Sounds zu rekreieren, wurde mit Hilfsmitteln improvisiert. Die raschelnden Rhythmen des Openers „Prayer” erzeugte Nick etwa, indem er Ketten und ein Maßband an seine Basssaiten hielt.

”’A Hundred Moons’ begann mit einer Ambient-Stimmung, die an den frühen Brian Eno erinnert”, fährt Rob fort. „Auf den Beat kam ich tatsächlich irgendwann spätnachts, als ich ein karibisches Lied hörte – ich hatte keinen Schimmer, was das war, aber es war einfach so hypnotisierend, dass ich es tagelang spielte.  Die beiden Kräfte fanden wie aus dem Nichts zueinander.” Dann fügt er scherzend hinzu: „Man könnte es als wirklich kosmische Fügung empfinden…”

„Transient State” klingt sowohl unruhig als auch reflektiv; das Stück ist durchdrungen vom Geist (und Surrealismus) des Tour-Lebens. „Letztes Jahr hatten wir einen freien Tag in Tokio”, erzählt Chris. „Ich streifte mit Nick durch den Shibuya-Bezirk; im Yoyogi Park sahen wir einen umwerfenden Shinto-Schrein. An diesem Tag sahen wir so viele erstaunliche Dinge: Rockabilly-Tänzerinnen, einen traditionellen Hochzeitszug…”

Obwohl die Band den neuen Songs bei einigen „geheimen” Gigs in East London den letzten Schliff gab, ging sie für die Aufnahmen erstmals in ein Studio in Manchester. In die Stadt waren sie alle einst als junge Studenten gezogen (Chris und Rob besuchten ursprünglich das Royal Northern College of Music). Sie spielten damals in verschiedenen lokalen Gruppen, veranstalteten Partys (Nick organisierte ad-hoc-Nächte im Klondyke, einer früheren Bowling-Bahn im Süden Manchesters) und unterschrieben als GoGo Penguin (noch mit Bassgitarrist Grant Russell) einen ersten Plattenvertrag bei Gondwana Records, dem Label des aus Manchester stammen den Jazztrompeters Matthew Halsall. Nick Blacka stieß 2012 nach der Aufnahme des ersten Albums „Fanfares” zu GoGo Penguin und verlieh dem Trio eine aufregende neue Dynamik.

Mittlerweile haben sie einen Proberaum im Wellington House im nördlichen Teil des Stadtzentrums. Die ehemalige Textilfabrik beherbergt heute Hunderte von Musikern und anderen Künstlern. Im Proberaum direkt unter ihnen sind die Art-Rocker von Everything Everything zu Hause, die ebenfalls schon für einen Mercury Prize nominiert waren. „Ich habe nie aufgehört, Manchester zu lieben”, meint Nick lachend. „Die Szene, die Musiker, die Leute und vielleicht das gesamte Erbe der Stadt. Sie ist gerade groß genug und gerade klein genug; der kreative Output der Stadt sorgt dafür, dass man sich nie wirklich woanders hingezogen fühlt.”

Den Titel des neuen Albums entnahmen GoGo Penguin übrigens einem Zitat des US-amerikanischen Astrophysikers Carl Sagan aus der Fernsehserie „Cosmos” von 1980. Dort hieß es: „Wer sind wir? Wir stellen fest, dass wir auf einem unbedeutenden Planeten eines eintönigen Sterns [a humdrum star] leben, der sich in einer Galaxie verirrt hat, die in einer vergessenen Ecke eines Universums versteckt ist, in dem es weit mehr Galaxien als Menschen gibt.”

Quelle/Foto: Blue Note / Universal Music!

Live-Termine:

12.04.2018 Berlin – Funkhaus Berlin

13.04.2018 Leipzig – UT Connewitz

14.04.2018 Köln – Kölner Philharmonie

15.04.2018 Hannover – Capitol Hannover

17.04.2018 Ludwigshafen – Enjoy Jazz

18.04.2018 München – Muffathalle