Angekündigt und in zwei gemeinsamen Nummern realisiert wurde diese bemerkenswerte Kooperation erstmals auf dem 2018er U96-Werk „Reboot“. Mit „Transhuman“ weiten U96 und Wolfgang Flür ihren kreativen Austausch nun auf ein komplettes Album aus und erschaffen neue faszinierende Klangwelten. Bereits vorab werden als erste Singles der Titelsong „Transhuman“ und eine aktualisierte Version von „Zukunftsmusik (Radiophonique)“ ausgekoppelt, inklusive gewohnt experimentell gehaltener Videoclips. Wie groß das Interesse an diesem Projekt nicht nur in Europa, sondern auch auf der anderen Seite des Atlantiks ist, zeigt die Tatsache, dass sich die New Yorker Plattenfirma Radikal Records sofort die Rechte am Album für den Bereich USA und Kanada gesichert hat.
„’Transhuman‘ ist eine stilistische Melange unserer unterschiedlichen Historien“, beschreiben Wolfgang Flür und die U96-Macher Hauss und Lewerentz ein in vielerlei Hinsicht aufsehenerregendes Werk, auf dem man neben typischen U96-Tracks wie „Clone“ oder „Specimen“ auch von Flürs Vergangenheit inspirierte Stücke wie „Transhuman“, „Planet In Fever“ oder „Sexersizer“ findet. Auffallend dabei ist besonders die inhaltliche Reduktion aufs Wesentliche, sprich: sparsame assoziative Textfragmente mit tiefen, aber auch spielerischen und geheimnisvollen Aussagen, die man eher fühlt als kognitiv wahrnimmt. Inhaltlich geht es um die Transformation des Menschen durch Technologie und die massive Formung unseres Planeten durch Menschenhand. Hauss: „Stücke wie ‚Zukunftsmusik‘ oder ‚Transhuman‘ erzählen keine Geschichten im eigentlichen Sinne, sondern artikulieren Gefühle und Assoziationen mit wenigen Worten, ähnlich wie seinerzeit ‚Radio-Aktivität‘, ‚Autobahn‘ oder ‚Die Mensch-Maschine‘. Zudem gibt es auf ‚Transhuman‘ einige Melodien, die auf der Grundlage von Computer-Algorithmen entstanden sind, also fraktale Musik, mit der wir in der Historie sogar noch weiter zurückgehen, bis zu Klaus Schulze, Stockhausen, den Elektronik-Laboren der Fünfziger und Sechziger und der Kompositionstechnik der so genannten ‚Musique Concrete‘.“
Persönlich kennengelernt haben sich U96 und Flür Anfang der 2000er Jahre, der gegenseitige Respekt war jedoch schon lange vorher da. Hayo Lewerentz: „Wenn man sich als deutscher Künstler in den Achtzigern mit elektronischer Musik, Synthesizern und den kreativen Studiomöglichkeiten beschäftigt hat, kam man an Kraftwerk natürlich nicht vorbei. Uns hat Tag und Nacht beschäftigt, wie diese Band ihre Wahnsinnsklänge erzeugt.“ Später erhielt Lewerentz als Betreiber des Electro-Labels Major Records von Flür ein paar neue Songs zur Veröffentlichung angeboten und remixte unter anderem seinen Track „Beat Perfecto“. Im Anschluss an die kreative Zusammenarbeit zwischen Hauss, Lewerentz und Flür auf „Reboot“ wurden in den zurückliegenden zwei Jahren mehr als 40 Ideenfragmente online ausgetauscht, aus denen 14 Songs für „Transhuman“ entstanden sind. Lewerentz: „Zusätzlich gibt es zwei weitere Stücke, die Ende des Jahres auf Wolfgangs kommendem Album ‚Magazine‘ zu finden sein werden.“ Und auch gemeinsame U96/Wolfgang Flür-Konzerte sind bereits in Planung. Lewerentz: „Wir denken, dass wir nächstes Jahr die eine oder andere Show zusammen machen werden. Das Interesse der Veranstalter ist jedenfalls riesengroß.“ Kein Zweifel: Dieses große Interesse haben nicht nur die Veranstalter!