Florian Christl zu seinem neuen Album „Donau“

Das neue Album „Donau“ von Florian Christl, das am 8. November bei Sony Classical erscheint, ist eine musikalische Reise von der Quelle bis zur Mündung des zehn Länder verbindenden Flusses in zwölf neuen, atmosphärischen Kompositionen. Für diese ließ sich der Pianist und Komponist von der anmutigen Schönheit der Natur und den unterschiedlichen musikalischen Traditionen der prunkvollen Städte und Regionen entlang der Donau inspirieren. Mit unterschiedlichen Besetzungen erkundet Florian Christl Orte wie Wien, Budapest oder das Donau Delta und nimmt jeweils ein lokales musikalisches oder klangmalerisches Element in seine Kompositionen auf. Es begleiten ihn das traditionelle bayerische Volksmusikensemble „Seeger Saitenmusik“, der Akkordeonist Vladislav Cojocaru, die Geigerin Kristina Šuklar, die Cellist*Innen Raphaela Gromes und Alik Lysiùk, ehemalige Mitglieder des Odessa Opernorchesters, die in einem Streicherensemble und als Solisten mitwirken, sowie Florian Christls festes Ensemble, mit dem er das Album auch live auf der Release-Tour spielen wird.

Schon als Kind faszinierte es Florian Christl, wie das Wasser der Vils, die durch seine Heimatstadt Amberg fließt, seinen Weg ins weitentfernte Meer finden konnte. Es ist die Donau, die den kleinen Fluss mit dem weit im Osten gelegenen Schwarzen Meer verbindet. Auf dem 2.857 Kilometer langen Weg von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung in der Nähe der ukrainischen Hafenstadt Odessa, durchquert die Donau halb Europa und kulturelle Zentren wie Wien, Bratislava, Budapest oder den Großraum Bukarest. Deren Austausch hat sie als wichtiger Reiseweg wortwörtlich befördert und die Entwicklung eines gemeinsamen kulturellen Erbes Europas mit all seiner Vielgestaltigkeit – wie etwa in der Musik – gefördert.

Der Beginn des Krieges in der Ukraine ruft in Florian Christl schlagartig das Gefühl der Verbundenheit hervor. Inspiriert von der Programmmusik der Romantik – insbesondere Smetanas „Moldau“ – reifte in ihm die Idee, die „Donau“ auf einem Konzeptalbum zu vertonen, um ein Zeichen für den Frieden in Europa zu setzen.  

„Der Gedanke, wie uns die Donau alle direkt mit der Ukraine verbindet, ließ mich nicht mehr los. Der Fluss symbolisiert eine wechselvolle, tragische Geschichte von Flucht, Vertreibung und Invasion in Europa, aber auch von einem beständigen Austausch, der doch die europäische Kultur erst erschaffen hat, wie man in der europäischen Kunstmusik deutlich sehen kann,“ erklärt Florian Christl. 

Mit dieser Idee begann der Komponist eine umfassende Recherche über die Donau, die Städte, Regionen und artenreichen Naturräume, die sie verbindet. Eine Reise auf dem Fluss führte ihn bis zum Donau-Delta. Dort markiert die Donau die Grenze zwischen einem Europa in Frieden mit Rumänien an einem Ufer und der Ukraine im Krieg am anderen Ufer. Florian Christl beschreibt die Situation: „Es war surreal und traurig. Der Kontrast zwischen der unglaublich schönen Natur und dem Wissen, um die Schrecken des Krieges, die hier nur wenige Kilometer entfernt sind.“

Der Entstehungsprozess des Albums zog sich über mehr als zwei Jahre hin. Nach den ersten Aufnahmen erlitt Florian Christl im September 2023 einen Herzinfarkt, der ihn für mehrere Wochen aus dem Leben katapultierte und bis heute nachwirkt. Eine Erfahrung, die ihn dazu brachte, neu darüber nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig ist: „Im Alltag verlieren wir oft den Blick dafür, was wirklich zählt: Die Momente mit den Menschen, die uns wirklich wichtig sind, mögen sie noch so knapp und beiläufig erscheinen. Wir verwenden so viel Energie darauf, nach scheinbar bleibendem materiellem Einfluss, Reichtum oder Land zu streben. Wir sollten viel mehr Zeit darauf verwenden, diese, unsere Reise miteinander zu genießen.“

Die musikalische Reise entlang der Donau eröffnet Florian Christl mit einem für Streichensemble gesetzten „Prelude“. Im Stile einer Ouvertüre enthält „Prelude“ bereits ein Motiv des späteren „Budapest“. Über das ganze Album hinweg finden sich solch wiederkehrende Motive und Phrasen, die das Fließen des Flusses symbolisieren. Mit der träumerischen Solo-Piano-Miniatur „Origin“ kommt der Fluss in Bewegung. Florian Christl spielt mit einem langen Ostinato und aufbauender Dynamik auf die sich windenden, unbegradigten Flussläufe an, die von verschiedenen Bächen und Zuflüssen einen immer größer werdenden Strom ergeben. Einige dieser Zuflüsse entstammen dem bayerischen Alpenraum. In „Bavaria“ nimmt Florian Christl darauf Bezug und lässt sich von einem Motiv der traditionellen Allgäuer Volkmusik inspirieren, bei dem ihn das Ensemble „Seeger Saitenmusik“ mit Hackbrett, Gitarre und Kontrabass begleitet, das die Allgäuer Volksmusiktradition pflegt. Gleich zwei Stücke sind Wien gewidmet. Einerseits „Mozart Variation“, eine Bearbeitung von Mozarts „Haffner Serenade“, bei der Florian Christl von der Cellistin Raphaela Gromes begleitet wird. Mit dem groß arrangierten „Vienna“ kommt die Donau vollends im Glanz der Klassik-Metropole an. In dem Stück haben Kristina Šuklar, die erste Geigerin des ORF Radio-Symphonieorchester Wien sowie Odessa Six ihren Auftritt. Letzteres ist ein Streichensemble aus Odessa, bestehend aus ehemaligen Musiker*innen des Opern- und Sinfonieorchesters Odessa, die während des Krieges flohen und zum Teil zu Hans Zimmers Tourensemble zählen. Von Wien über Bratislava nach Budapest führt Florian Christls Hommage an Franz Liszt, dem er ein Stück widmet, das wie ein Flusslauf um sein harmonisches Zentrum mäandert. „Liszt Variation“ ist eine augenzwinkernde Bearbeitung des Liedes „Im Rhein, im schönen Strome“ und zollt Tribut an den Komponisten und Pianisten, der die Stadt Budapest lange Zeit seine Heimat nannte und die Musikkultur der Stadt prägte. Mit „Budapest“ vertont Florian Christl den breit dahinziehenden, gebändigten Strom der Donau in einem melancholischen Stück, bei dem er von seinem Streichsextett begleitet wird. Während „Save“ sich nochmals den Donau-Zuflüssen widmet und das Thema der bewegten Alpenflüsse aus „Bavaria“ in einem sanften Streichersatz wieder aufleben lässt, ist das dynamische „Strom“, mit dem ukrainischen Cellisten Alik Lysiùk, inspiriert von der wilden Natur, den weiten Landschaften und der ungestümen Kraft der Elemente in der wilden Landschaft zwischen Ungarn und Serbien am Eingang der Walachei. Die weiten Ebenen dieser in Rumänien „Muntenia“ genannten Landschaft porträtiert Florian Christl in dem gleichnamigen ruhigen Solopianostück. „Bulgaria“ dagegen nimmt Anleihen an den bereits in Richtung Orient weisenden Melodien des Balkans. Zusammen mit einem Streichquartett und dem moldawischen Akkordeonisten Vladislav Cojocaru verpackt Florian Christl diese Einflüsse in eine an Philip Glass erinnernde, minimalistische Struktur und verdeutlicht dabei die Vermischung der unterschiedlichen Kulturen. In „Delta“ endet die Reise der Donau schließlich im Schwarzen Meer bei Odessa in einer sechsminütigen, melodiösen Komposition, dessen wellende Bewegung eher nach einem Aufbruch, denn einem Ende klingen. Die Reise des Wassers im Kreislauf des Lebens ist hier schließlich nicht zu Ende.

 

Anstehende Konzerte zum Album „Donau“

20.09.24 Aschaffenburg, Stadttheater

07.11.24 München, Gasteig

08.11.24 Stuttgart, Theaterhaus am Pragsattel

10.11.24 Hannover, Großer Sendesaal

23.11.24 Düsseldorf, Tonhalle

25.11.24 Hamburg, Elbphilharmonie

26.11.24 Mainz, Frankfurter Hof

27.11.24 Leipzig, Kupfersaal

13.01.25 Zürich (CH), Volkshaus

14.01.25 Paris (FR), The American Church

05.04.25 Mason (US)

Ab dem 8. November 2024 überall erhältlich als CD im Digisleeve (19658830132) und audiophile 180g-Vinyl (19658830131) sowie digital in Stereo und Dolby Atmos.

Quelle/Foto:  Sony Classical