„Die Bombe“ gestaltet die komplexe Gefühlslage unserer Tage angesichts einer allgegenwärtigen, aber kaum durchschaubaren, stets präsenten, aber auch immer nur diffusen Bedrohung. Dabei folgen wir ELENA aus einem panikhaften Angstgefühl in einen Zustand höchster Alarmbereitschaft und über eine kurze Verschnaufpause hin zum immer wieder verzögerten emotionalen Ausbruch. Doch sie begegnet der finalen Katastrophe ohne jedes Pathos – im Gegenteil, der Höhepunkt des Songs mündet in ein fast tanzbares Stimm-Delay, das ELENAs Stimme erst verfremdet und schließlich dekonstruiert. Was ist die Bombe, die so unaufhörlich tickt? Was droht uns in diesem Song zu überwältigen? Eine persönliche Beziehung, die keine Grenzen zwischen Gut und Böse mehr kennt? Eine Erosion staatlicher Ordnung durch Populisten, Autokraten und Terroristen? Eine übermächtig werdende Digitalisierung? Ein nicht mehr aufzuhaltender Klimawandel? Immer komplexer werdende Konflikte und die latente Bedrohung durch Nuklearwaffen? Die humanitäre Flüchtlingskatastrophe, die möglicherweise gerade erst begonnen hat? Ist es wirklich noch 11:57 Uhr oder vielleicht auch schon eine Minute vor 12?
„Die Bombe“ lässt weiten Interpretationsspielraum und geht doch bedrohlich nah. Ein einzigartiger Song – und ein spannender Auftakt in eine neue künstlerische Entwicklungsstufe der Sängerin ELENA.
Quelle/Foto: recordjet